Dienstag, 13. April 2021

Mein Bundesfreiwilligendienst - Halbjahresupdate ♥

     


Hallöchen ihr lieben! Ich möchte gar nicht viele Ausreden aufzählen, warum ich hier schon so lange nichts gebloggt habe. Aber mir war einfach nicht danach und ich finde ein Hobby sollte nicht mit Druck verbunden sein. Keine Ahnung - wann hier wieder Regelmäßigkeit eintritt. Dennoch bin ich mit einem persönlicheren Blogbeitrag zurück, der mir irgendwie so am Herzen liegt und deshalb schreibe ich heute endlich mal wieder drauf los.

Heute soll es nämlich um meinen Bundesfreiwilligendienst gehen, den ich nun schon seit September mache und der mir bisher so viel gelehrt hat, mich zu einem besseren Ich geformt hat. Auf Instagram hatte ich gefragt, ob ihr Lust darauf hätte und der Großteil war dafür! Deshalb werde ich einfach mal ein paar meiner Gedanken mit euch teilen :)

 Warum habe ich mich für einen Bundesfreiwilligendienst entschieden? 

Wenn ich ehrlich bin, vor allem deswegen, weil ich nach dem Abitur 2020 erst mal genug von Schule und Lernen hatte. Die Oberstufe hat mir viel abverlangt, ich hatte in der Schule mit die härtesten Jahre und dennoch habe ich mich einfach kaum aufs Leben vorbereitet gefühlt. Schule ist eben hauptsächlich theoretisch und praktische Erfahrung fehlt da sehr, Genauso war meine Entscheidung, was ich studieren wollte immer moch nicht entgültig und da ich gerne noch Erfahrungen sammeln wollte, war meine Entscheidung schnell klar.

Eigentlich war meine erste Überlegung dann ein FSJ im Kindergarten zu machen, einfach weil ich die Arbeit mit Kindern liebe. Aber als ich durch Zufall auf meine Einrichtung (Diakonie Stetten) gestoßen bin, ein unglaublich positives Vorstellungsgespräch hatte, war ich Feuer und Flamme. Zwar war das Aufgabenfeld (als Schulassistenz und die Arbeit mit behinderten Menschen) etwas komplett Neues, aber für mich war es irgendwie Schicksal und da habe ich mich komplett auf mein Bauchgefühl verlassen, mich gar nicht erst irgendwo anders beworben und zugesagt.

 Was ist überhaupt mein Aufgabengebiet?

Meine Hauptaufgabe ist die Schulassistenz für ein körperlich eingeschränktes Kind, das in eine normale Grundschule geht (in meinem Fall - 1. Klasse.) Ich sitze im Unterricht neben dem Kind, helfe ihm konzentriert zu bleiben, bei Aufgaben, gehe mit auf die Toilette und bin eben sowas wie eine persönliche Assistenz, die für dieses eine Kind eingesetzt ist. Klingt vielleicht ganz entspannt, aber meistens hat man die Hände voll zu tun. Manchmal fühle ich mich wie eine zweite Lehrerin, nach der von allen Seiten gerufen wird. Das ist aber auch ein sehr schönes Gefühl!

Da das natürlich noch keinen vollen Arbeitstag ausmacht und mein Kind zum Beispiel nur einmal in der Woche Mittagsschule hat, werde ich auch für Fahrdienste eingesetzt. Ich musste zum Beispiel Kinder mit Behinderung in die Schule fahren (das fällt gerade aber wegen Corona aus.) Außerdem gestalte ich entweder alleine oder auch mal mit anderen BFDlern die Freizeit von Menschen mit Behinderung. Da kann man wirklich seine eigenen Ideen miteinbringen, letztens war ich beispielsweise mit einem unserer Klienten im Zoo. Wir gehen spazieren, malen miteinander, spielen Spiele - eben das was die aktuelle Situation noch zulässt, unter anderen Umständen könnte man da natürlich noch viel mehr machen.

Zu unserem Betrieb gehört auch die Haushaltshilfe oder Betreuung in Wohnheimen von alten Menschen dazu, in diesem Bereich muss ich aber eher weniger arbeiten, eher in den Ferien, wenn dann die Schulassistenz nicht stattfindet.

Das Aufgabenfeld ist also relativ vielfältig und es wird wirklich zu keinem Augenblick langweilig.

 Hatt ich zu Beginn Probleme/Schwierigkeiten? 

Tatsächlich gab es bisher noch keinen Punkt an dem ich dachte: ich will hier weg. Einfach war  es aber nicht immer und es werden natürlich hin und wieder Probleme kommen, Aufgaben kommen die man bewältigen muss, aber daran wächst man. Vor allem am Anfang musste ich erst mal mit so viel Verantwortung klarkommen, damit dass sich andere Menschen nun auf mich verlassen. Dass es vielleicht nicht ganz so schön ist, wenn mal wegen mir jemand zu spät kommt oder dass eben jetzt vieles in meiner Hauptverantwortung liegt. Ich musste viel bezüglich Zeitmangagement lernen. Ich musste lernen für meine Fehler einzustehen, auch mal einzustecken, auch wenn ich vielleicht nicht die Schuldige war.

Genauso ist es mir am Anfang auch schwierig gefallen mit meinem Kind in der Schulassistenz klarzukommen. Es gab Tage an denen waren meine Lehrerin und ich unglaublich verzweifelt, weil er einfach nicht hören wollte, sich unmöglich benommen hat und Grenzen ausgetestet hat. Da habe ich manchmal so sehr an mir gezweifelt. Aber es wurde besser. Von Woche zu Woche. Und mittlerweile hängt mein Schulassistenzkind so sehr an mir. Und ich an ihm. Wir habe eine so schöne Bindung zueinander aufgebaut und vor allem jetzt wo die Schulen immer wieder zu haben, fehlt er mir manchmal sehr.

Ebenfalls schwierig gefallen ist mir, am Anfang, wie man mit Menschen mit Behinderung umgeht, so komisch das jetzt klingen mag, aber ich hatte auch gewissen Respekt davor. In dieser Hinsicht hatte ich eben auch kaum Erfahrungen, vor allem nicht was geistige Behinderungen angeht. Und auch hierbei gab es schwierige Situationen, in denen ich überfordert war. Wir hatten beispielsweise gleich zu Beginn einen Ausflug ins Maislabyrinth mit mehreren Menschen mit Behinderung und das war das absolute Chaos, da bin ich wirklich an meine Grenzen gekommen. Aber auch hier kam ich relativ schnell dahinter bzw. lernt man stets dazu und was ich direkt verstanden habe ist, dass Menschen mit Behinderung, Menschen wie du und ich sind. Ich versuche einfach ganz normal mit ihnen umzugehen und für sie wie eine gute Freundin zu sein.

Was hast du gelernt? 

Was ich gelernt habe? Alles, was einem im Schulleben einfach nicht begegnet. Ich habe gelernt mit Problemen umzugehen, nicht immer vor meinen Ängsten davon zu rennen. Ich habe gelernt auf Menschen zuzugehen, Ideen zu entwickeln und auch mal ins kalte Wasser zu springen. Mittlerweile gehe ich jeden Tag so gerne arbeiten. Meine Klienten geben mir so viel zurück, auch wenn sie es  nicht immer zeigen können, fühle ich mich gebraucht. Sie haben mir gezeigt, dass jede Kleinigkeit, jeder Moment ein Geschenk ist. Genauso bin ich beispielsweise auch beim Auto fahren sicher geworden. Ich war noch nie eine ängstliche Autofahrerin, bin gerne irgendwo hingefahren. Aber wenn ich mal an einen neuen Ort fahren musste, hatte ich immer dieses unangenehme Gefühl der Ungewissheit in mir. Mittlerweile bin ich so entspannt geworden, ich fahre einfach. Ich verfahre mich auch mal, aber das ist mir so egal geworden. Mein Orientierungssinn hat sich gebessert.

Insgesamt bin ich aber vor allem eines: lockerer geworden. Mein introvertiertes Ich hatte, wie ihr euch denken könnte, viele Probleme mit dem Selbstbewusstsein und ich kann mit Stolz sagen, dass mein BFD auch dazu geführt hat, mich selbst zu finden. Ich hab immer noch Ängste und Unsicherheiten, aber gerade in diesem Augenblick bin ich im Reinen mit mir. Kenne meinen Wert, traue mich auch mal was zu sagen und stehe für mich und andere ein. Traue mich nachzufragen, generell bin ich viel kommunikativer geworden. Auch da kann ich mich noch um einiges bessern, aber ich habe ja noch fast ein halbes Jahr vor mir. Würden mich jetzt manche meiner Lehrer sehen, würden sie mich vermutlich nicht wiedererkennen. Ich bin gewachsen, ich bin nicht mehr klein, sondern groß geworden und ich liebe mittlerweile neue Herausforderungen.

Generell lernt man so viel über sich selbst und ich kann deshalb nur von ganzem Herzen empfehlen, nach der Schule ein Freiwilliges soziales Jahr/Bundesfreiwilligendienst zu machen. Es ist etwas komplett anderes als Schule, stellt einen vor Herausforderungen, aber es gibt einem einen Einblick ins Arbeitsleben und so viele neue wertvolle Erfahrungen, die ich nie wieder missen möchte. Es wird mir auch so schwer fallen, wenn das Jahr dann am 31. August vorbei ist.

Und falls ihr wollt, kann ich euch natürlich gerne öfters Updates geben? Oder eben auch dann am Ende des Jahres ein gesamten Abschlussbericht. Ich freue mich über Rückmeldungen, Austausch (auch über Instagram) und vor allem freue ich mich, wenn ihr bis hier her gelesen habt. <3

In Liebe, Meike.








 

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